Das müssen Sie über die Betriebliche Gesundheitsförderung wissen

Gründe für Betriebliche Gesundheitsförderung

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Gesundheit gilt als höchstes Gut. Gleichzeitig sind viele Menschen weniger gesundheitseifrig, als es für das hohe Gut zu erwarten wäre. Viele Unternehmen haben das Potenzial einer Investition in einen gesunden Arbeitsplatz noch nicht erkannt. Ein Arbeitsumfeld, welches die Gesundheit der Mitarbeiter schützt und fördert, birgt erhebliche Vorteile mit sich.

Immerhin belasten krankheitsbedingte Arbeitsausfälle sowohl die wirtschaftlichen als auch die betrieblichen Interessen eines Unternehmens. Aus einer Umfrage des britischen Herstellerverbandes EEF aus dem Jahr 2006 geht hervor, dass Unternehmen, welche die Arbeitsbedingungen zugunsten der Gesundheit ihrer Mitarbeiter optimierten, bessere Leistungsergebnisse erzielten.

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahre 2011 belegt, dass ein gesundes Arbeitsumfeld wesentlich zum Wohlbefinden der Mitarbeiter beiträgt, was sich sowohl auf die körperliche, als auch auf die geistige Gesundheit auswirkt. Ein gesunder Arbeitsplatz kommt nicht nur der Arbeitsmoral zugute, sondern spiegelt auch unternehmerische Verantwortung wider. Mit der Umsetzung einiger Grundmaßnahmen ist das Unternehmen auf dem besten Weg die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Die Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Es liegt in der Verantwortung des Betriebs, die Gesundheit am Arbeitsplatz sicherzustellen. Indem das Unternehmen auf das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter achtet und für sie ein anregendes, hygienisches Arbeitsumfeld schafft, übernimmt es soziale Verantwortung und gestaltet ein angenehmes Arbeitsklima.

Dadurch sichert das Unternehmen sich nicht nur die Anerkennung der Mitarbeiter, sondern stärkt auch Ihr Ansehen in der Industrie und Geschäftswelt. Die Investition in das Wohlbefinden der Mitarbeiter kommt dem Unternehmen zugute und wirkt sich langfristig positiv auf die Produktivität am Arbeitsplatz aus.

Es existieren zahlreiche Gründe für Betriebe sich mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu beschäftigen. Für Arbeitgeber und Beschäftigte ergeben sich durch eine erfolgreiche Implementierung von Betrieblicher Gesundheitsförderung zahlreiche Vorteile:

  • Kostensenkung durch Verringerung von Krankheiten am Arbeitsplatz

  • Stärkung des Humankapitals und Sozialkapitals

  • Höhere Produktivität

  • Mitarbeiterbindung

  • Fachkräftemangel und demografischer Wandel

  • Imagegründe

Durch eine effektive Betriebliche Gesundheitsförderung entsteht eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Rente mit 67 – das bedeutet, dass Arbeitnehmer immer länger im Berufsleben stehen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass mit dem Älter werden, auch die Anzahl der Krankentage zunimmt. Neben den persönlichen Auswirkungen für die Betroffenen hat dies auch Auswirkungen auf die Unternehmen. Diese brauchen gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter, um die Unternehmensziele zu erreichen und so das Unternehmen und die Arbeitsplätze langfristig zu erhalten. Darüber hinaus sind ältere und erfahrene Arbeitnehmer im Bezug auf das Sozialkapital für Unternehmen unerlässlich. Denn ältere Mitarbeiter halten Teams zusammen. Sie spielen im Netzwerk eine wichtige Rolle, die nicht unterschätzt werden sollte. Darüber hinaus verfügen Sie über ein hohes Fachwissen und eine hohe Fachkompetenz. Diese wird benötigt wird, um z.B. vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels den eigenen Nachwuchs auszubilden. Somit spielen für das Sozialkapital eines Unternehmens eine wichtige Rolle.

Des Weiteren ist für zahlreiche Unternehmen das wirtschaftliche Potenzial der BGF äußerst attraktiv. Unternehmen orientieren sich an Kennzahlen wie beispielsweise dem Return on Investment, Umsatz, Gewinn, Bilanzsumme oder Cash Flow, um den Unternehmenserfolg zu messen. Diese Kennzahlen sind sogenannte „Hard Facts“. Darüber hinaus müssen ebenfalls die weichen Faktoren beachtet werden. Die „Soft Facts“ sind nicht direkt durch Kennzahlen erfassbar, aber dennoch für den Erfolg eines Unternehmens zwingend zu beachten. Beispiele dafür sind Image, Mitarbeiterzufriedenheit, Humankapital und Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter sind durch ihr Wissen und Können die wichtigste Ressource eines Unternehmens. Besonders durch den zunehmenden Fachkräftemangel in Deutschland haben viele Unternehmen ein Problem ausscheidende Mitarbeiter, die beispielsweise in Rente gehen, gleichwertig zu ersetzen. Gerade deshalb ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement und insbesondere die Betriebliche Gesundheitsförderung besonders wichtig.

In der Praxis scheuen jedoch Unternehmen häufig den Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements aus Angst vor hohen Kosten und hohem Zeitaufwand. Diese Angst ist unbegründet. Denn der Return on Investment (ROI) liegt im Durchschnitt bei etwa 1:4. Es vervierfacht sich also langfristig jeder investierte Euro. So liegt laut der „Initiative Gesundheit und Arbeit“ der ROI bei 1:2,5 bis 1:4,85 durch Einsparungen von Fehlzeiten. US-amerikanische Studien belegen sogar einen ROI von bis zu 1:5,9 durch BGM-Maßnahmen. Die gesteigerte Produktivität der gesünderen Mitarbeiter wurde bei vielen Studien nicht berücksichtigt, sodass der Gewinn für das Unternehmen vermutlich noch höher liegt. Der Zeitaufwand für ein Unternehmen ist im Verhältnis zum Nutzen, insbesondere bei Einbeziehung eines externen Dienstleisters, ebenfalls gering.

Den Nutzen aus Investitionen in die Betriebliche Gesundheit haben in den vergangenen Jahren immer Mehr Unternehmen erkannt. In den letzten zehn Jahren weiteten die Krankenkassen ihr Engagement für Prävention und Gesundheitsförderung stark aus. 2016 konnten 13.132 Betriebe direkt erreicht werden. Dies entspricht einer Steigerung von 20 % im Vergleich zum Vorjahr.


Lernen Sie in diesem kostenfreien Webinar die wichtigsten 5 Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen BGM-Strategie kennen. Zudem erfahren Sie, welche Erfolgsfaktoren Sie für ein effektives BGM auch in Ihrem Unternehmen berücksichtigen sollten. So sorgen Sie dafür, dass Sie Ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement von Anfang an auf eine solide Basis stellen und BGM auch für Ihr Unternehmen nachhaltig wirtschaftlichen Nutzen generiert.


Volkswirtschaftliche Kosten durch hohen Krankenstand

Krankheitskosten belasten nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Solidargemeinschaft. Um die Gefahr von Erkrankungen am Arbeitsplatz möglichst gering zu halten, wurden durch den Gesetzgeber konkrete präventive Maßnahmen vorgeschrieben. An erster Stelle sei hier das Arbeitsschutzgesetz zu nennen. Dazu kommen (je nach Branche) weitere Vorschriften und Verordnungen, welche den Mitarbeiter schützen und die Gesundheit erhalten sollen. Somit haben Unternehmen die gesetzliche Verpflichtung, in Sachen Gesundheit und Sicherheit tätig zu werden.

Im Jahr 2015 haben die Arbeitgeber schätzungsweise 45 Milliarden Euro allein für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aufgewendet. Dies sind jene Leistungen, die erkrankte Arbeitnehmer während der ersten sechs Wochen ihrer Krankheit erhalten, nämlich das volle Bruttogehalt. Zusammen mit den 8,9 Milliarden Euro an Beiträgen zur Sozialversicherung mussten die deutschen Unternehmen im Jahr 2015 insgesamt 53,9 Milliarden Euro für ihre erkrankten Mitarbeiter aufwenden.

Seit 2006, dem Jahr mit einem historischen Tief von durchschnittlich 12,9 ärztlich attestierten Arbeitsunfähigkeitstagen, ist der so berechnete Aufwand für die Entgeltfortzahlung kontinuierlich gestiegen und hat sich dabei binnen eines Jahrzehnts mit einem Zuwachs von 114 Prozent mehr als verdoppelt. Diese   Entwicklung wird dem gestiegenen Krankenstand zugeschrieben.

In folgendem Schaubild wird deutlich, dass durch Arbeitsunfähigkeitstage ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entsteht. Durch die Betriebliche Gesundheitsförderung können diese Zahlen effektiv gesenkt werden.

Arbeitgeberaufwendungen für die Entgeltfortzahlung (in Milliarden Euro)

Quelle: BMAS 2017; Deutsche Rentenversicherung 2017


Definition Betriebliche Gesundheitsförderung

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Nach der DIN SPEC 91020 umfasst die Betriebliche Gesundheitsförderung „alle Maßnahmen des Betriebes unter Beteiligung der Organisationsmitglieder zur Stärkung ihrer Gesundheitskompetenzen, sowie Maßnahmen zur Gestaltung gesundheitsförderlicher Bedingungen, zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden im Betrieb, sowie zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit“.

Oftmals wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) als Synonym für BGF verwendet, was zu Irritationen führt und meist nur im Kontext geklärt werden kann. Es kommt vor, dass BGF-Aktivitäten mit BGM verwechselt werden. Auch viele BGM-Anbieter verwenden die Begriffe synonym und vermarkten BGF-Maßnahmen als Betriebliches Gesundheitsmanagement. Dabei sind die beiden Begriffe ganz klar voneinander zu unterscheiden.

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement wird von der DIN SPEC 91020 definiert als „systematische, sowie nachhaltige Schaffung und Gestaltung von gesundheitsfördernden Strukturen und Prozessen einschließlich der Befähigung der Organisationsmitglieder zu einem eigenverantwortlichen, gesundheitsbewussten Verhalten“. Hier geht es also um eine systematische und zielorientierte Steuerung von Prozessen im Unternehmen, mit dem Ziel die Gesundheit aller Mitarbeiter im Unternehmen zu erhalten und zu fördern.



Ansätze und Entwicklung der Betrieblichen Gesundheitsförderung

Die Betriebliche Gesundheitsförderung strebt eine Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz an und kann durch das Zusammenspiel folgender Ansätze erreicht werden:

  • Verbesserung der Arbeitsorganisation und der Arbeitsbedingungen

  • Förderung einer aktiven Mitarbeiterbeteiligung

  • Stärkung persönlicher Kompetenzen

BGF ist ein Teil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und konzentriert sich auf die aktive Förderung der Gesundheit im Sinne der Primärprävention. BGF hat darüber hinaus zahlreiche Schnittmengen mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz und dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM). BGF entwickelte sich in den achtziger Jahren und wurde maßgeblich von den Krankenkassen als organisatorischer Träger genutzt. Grundlage hierfür war die Verankerung der BGF im 5. Sozialgesetzbuch im Jahr 1989. Die konkreten Leistungen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung wurden im Jahr 2007 aufgeführt: Demnach erbringen Krankenkassen Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben, um unter Beteiligung des Versicherten und der Verantwortlichen für den Betrieb die gesundheitliche Situation einschließlich ihrer Risiken und Potenziale zu erheben und Vorschläge zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation sowie zur Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen zu entwickeln und deren Umsetzung zu unterstützen.


Aufbau und Inhalte der BGF

ansätze und entwicklung bgf

Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein Prozess mit fünf Schritten, der Teil des übergeordneten Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist. Zum BGM werden neben der BGF auch der Arbeitsschutz und das Betriebliche Eingliederungsmanagement eingeordnet. Das bedeutet also, dass die Betriebliche Gesundheitsförderung mit diesen anderen Bereichen gemeinsam kooperieren muss. Dadurch soll das gemeinsame Ziel, die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern, erreicht werden. Die Maßnahmen der BGF werden abgeleitet durch die Ergebnisse einer Analysephase. Hier wird der Bedarf im Unternehmen bestimmt und es werden konkrete Handlungsfelder festgelegt. Weder Mitarbeiter noch Führungskräfte können die Aufgaben der Betrieblichen Gesundheit alleine durchführen. Um erfolgreich zu agieren, ist es von maßgeblicher Bedeutung, gemeinsam am BGF-Projekt zu arbeiten. Im Sinne von breit angelegten Partizipationsmöglichkeiten müssen, sollen und dürfen alle Mitarbeiter einen Beitrag leisten. Die Betriebliche Gesundheitsförderung ist also Zusammenspiel von sämtlichen Betroffenen. Von der Leitung bis zu den Angestellten und externen Experten sollten alle involviert sein.

In der praktischen Umsetzung eines BGF-Projektes vollzieht sich der Weg zum gesunden Unternehmen in 5 Schritten bzw. Phasen:

  1. Vorprojektphase

  2. Diagnosephase (Analysephase)

  3. Planungsphase

  4. Umsetzungsphase (Durchführungsphase)

  5. Evaluations- und Nachhaltigkeitsphase

Trotz des einheitlichen Ablaufes über alle Unternehmensgrößen und –branchen hinweg, ist zu betonen, dass BGF-Projekte immer genau auf ein Unternehmen zugeschnitten werden müssen. Jedes Projekt ist somit ein Unikat.


Ziele und Maßnahmen der BGF

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Betriebliche Gesundheitsförderung umfasst alle Maßnahmen eines Betriebes zur Stärkung ihrer Gesundheitskompetenzen sowie Maßnahmen zur Gestaltung gesundheitsförderlicher Bedingungen, zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden im Betrieb. Außerdem beinhaltet die BGF Maßnahmen zum  Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit, wie beispielsweise Ernährungskurse, Rückenschule, Stressmanagement-Seminare oder Gesundheitstage.

Der Fokus liegt hierbei insbesondere auf der Wiederherstellung, dem Erhalt und der Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter eines Unternehmens. Die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsförderung und die damit einhergehenden Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel Fitness- und Gesundheitschecks, Firmenfitness und Ergonomieberatung wird immer größer, da gesunde, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter das wichtigste Kapital eines erfolgreichen Unternehmens darstellen.

Im Rahmen des aktuellen Leitfadens Prävention des GKV- Spitzenverbands wurde das Handlungsfeld Betriebliche Gesundheitsförderung vollständig überarbeitet. Dabei wurde vor allem herausgestellt, dass das Thema BGF weit mehr als nur Einzelmaßnahmen umfasst. Berater begleiten die Unternehmen vielmehr durch den gesamten Prozess: Von der Analyse der betrieblichen Situation über die detaillierte Planung der Maßnahmen und maßgeschneiderten Angeboten zur Verhaltens- und Verhältnisprävention bis hin zur Bewertung aller BGF-Aktivitäten.



Handlungsfelder in der Betrieblichen Gesundheitsförderung

Die Handlungsfelder der BGF können in zwei Ebenen unterschieden werden. Die Verhaltens- und die Verhältnisebene. In diesen beiden großen Feldern kommt es nochmals zu Unterscheidungen.

Die Individuelle verhaltensbezogene Primärprävention nach § 20 Abs. 4 Nr. 1 SGB V ist die erste der beiden Ebenen. Sie soll das Verhalten des Mitarbeiters verbessern. Dazu zählen Bewegungsgewohnheiten, Ernährung, Stressmanagement und Suchtmittelkonsum. Ziel ist die Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivitäten. Außerdem wird  durch geeignete gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme speziellen gesundheitlichen Risiken präventiv entgegengewirkt. Indem ein Bewusstsein für Ernährung geschaffen wird, können Mangel- und Fehlernährung vermieden werden. Dies trägt unter anderem zur Reduktion von Übergewicht bei. Zum Thema Ernährung zählt im weiteren Sinne auch der Suchtmittelkonsum und ein gesundheitsgerechter Umgang mit Alkohol bzw. die Reduzierung des Alkoholkonsums und die Förderung des Nichtrauchens. Außerdem ist das Stressmanagement ein wichtiger Teil der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Durch verschiedene Angebote soll zu einer Förderung von Stressbewältigungskompetenzen und Entspannung beigetragen werden. Dadurch wird psychischen Erkrankungen präventiv entgegengewirkt.

Die Verhältnisebene beschreibt die Betriebliche Gesundheitsförderung nach § 20b SGB V. Hier werden allen voran die Arbeitsbedingungen und Forderungen an den Arbeitgeber genannt. Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung, Gesundheitsförderlicher Arbeits- und Lebensstil, Überbetriebliche Vernetzung und Beratung sind die drei Stichpunkte die im Fokus stehen. Zu ersterem gehört z.B. gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeitstätigkeit und -bedingungen, gesundheitsgerechte Führung und gesundheitsförderliche Gestaltung betrieblicher Rahmenbedingungen (bewegungsförderliche Umgebung, gesundheitsgerechte Verpflegung im Arbeitsalltag, verhältnisbezogene Suchtprävention im Betrieb). Der Arbeits- und Lebensstil beinhaltet Punkte wie Stressbewältigung und Ressourcenstärkung, bewegungsförderliches Arbeiten und körperlich aktiv Beschäftigte, gesundheitsgerechte Ernährung im Arbeitsalltag und verhaltensbezogene Suchtprävention im Betrieb. Als letzten Punkt sollte man an der Verbreitung und Implementierung von BGF durch überbetriebliche Netzwerke Betriebliche arbeiten.


Modell zur Umsetzung

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Aus der Luxemburger Deklaration gehen folgende Leitlinien zur Umsetzung Betrieblicher Gesundheitsförderung hervor.

1. Die gesamte Belegschaft muss einbezogen werden (Partizipation).

2. BGF muss bei allen wichtigen Entscheidungen und in allen Unternehmensbereichen berücksichtigt werden (Integration).

3. Alle Maßnahmen und Programme müssen systematisch durchgeführt werden: Analyse, Prioritätensetzung, Planung, Ausführung, kontinuierliche Kontrolle und Bewertung der Ergebnisse (Projektmanagement).

4. BGF beinhaltet sowohl verhaltens- als auch verhältnisorientierte Maßnahmen. Sie verbindet den Ansatz der Risikoreduktion mit dem des Ausbaus von Schutzfaktoren und Gesundheitspotentialen (Ganzheitlichkeit).

Quelle: ENWHP (2009): Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung

Viele Unternehmen verschiedenster Größen setzen BGF bereits erfolgreich um. In der Regel handelt es sich um eine Kombination aus Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisebene. Die optimale Wirksamkeit der BGF wird in den meisten Fällen durch diese Kombination erzielt. Die Verhältnisebene schließt gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen wie die Ergonomie am Arbeitsplatz, Änderung von Arbeitsabläufen oder die Entwicklung der Führungskräfte ein. Die Verhaltensebene umfasst das Verhalten jedes einzelnen Mitarbeiters. Bewegungskurse, Vorträge zum Thema gesunde Ernährung oder Entspannungskurse zählen auf dieser Ebene zu den durchgeführten Maßnahmen.



Betriebliche Gesundheitsförderung Beispiele für Dienstleistungen

Es gibt eine Vielzahl an Dienstleistungen, die im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung durchgeführt werden können. Die wichtigsten sind vor allem Analysen, wie zum Beispiel Mitarbeiterbefragungen, Arbeitsunfähigkeits-, Arbeitssituations- und Altersstrukturanalysen. Weitere Beispiele sind die Beratung zur Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen, die Beratung zur Ziel- und Konzeptentwicklung sowie zu allen Themen der Beschäftigtengesundheit einschließlich Unterstützungsmöglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Darüber hinaus werden im Rahmen der BGF auch der Aufbau eines Projektmanagements unterstützt, Arbeitsgruppen wie Arbeitskreise und Gesundheitszirkel moderiert, sowie Multiplikatoren in Prävention und Gesundheitsförderung im Unternehmen qualifiziert und fortgebildet. Dies sind jedoch nur einige Beispiele für Dienstleistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Man beachte an dieser Stelle, dass alleine dieses Thema schon sehr umfangreich ist. Jedoch ist die Betriebliche Gesundheitsförderung lediglich ein Teilbereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Daran lässt sich erkennen, welchen Umfang und Komplexität das Betriebliche Gesundheitsmanagement hat.


Wirksamkeit von Betrieblicher Gesundheitsförderung

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Wirksamkeit und Nutzen von BGF sind in Studien und in der praktischen Anwendung vielfach nachgewiesen worden. Die Vorteile für Unternehmen und Mitarbeiter lassen sich wie folgt zusammen fassen:

  • BGF verringert krankheitsbedingte Fehlzeiten, es kommt zu weniger Ausfalltagen, und damit zu einer messbaren Senkung des Krankenstandes.

  • BGF fördert die Motivation der Angestellten und beeinflusst das Arbeitsklima positiv. Dies bringt einen offeneren Austausch und steigert die Kooperationsbereitschaft im Betrieb.

  • BGF steigert die Produktivität im Unternehmen, erhöht die Qualität von Dienstleistungen und Produkten und führt zu mehr Kreativität und Innovation.

  • BGF wirkt sich außerdem gut auf das Image aus. Eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber und ein höheres Ansehen der Umwelt ist die Folge

Vor allem kommt die Betriebliche Gesundheitsförderung jedoch der wichtigsten Ressource eines Unternehmens zugute, nämlich den Mitarbeitern. Durch nachlassende gesundheitliche Belastungen und Beschwerden und durch ein gesundheitsgerechteres Verhalten steigt ihr psychisches und physisches Wohlbefinden und die Arbeitseinstellung verändert sich positiv. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter aus.



Die Rolle der Krankenkassen

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Die Krankenkassen sind ein guter Partner für Unternehmen, um die ersten Schritte im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu gehen. Häufig kann die Krankenkasse, welche in Ihrem Unternehmen die meisten versicherten Mitarbeiter zuzuordnen sind, Sie hierbei am besten unterstützen. So können Sie sich zum Beispiel durch die Anforderung eines anonymisierten Gesundheitsberichtes bei der zuständigen Krankenkasse einen sehr guten Überblick über das Fehlzeitengeschehen und die möglichen Ursachen von Erkrankungen ihrer Mitarbeiter verschaffen. Die meisten Krankenkasse setzen hierbei als Maßstab an, dass mindestens 50 Mitarbeiter Ihres Unternehmens der selben Krankenkasse angehören, um im Rahmen einer anonymisierten Auswertung den Beschäftigtendatenschutz sicherstellen zu können. Ebenfalls können Sie Krankenkassen sehr gut bei initialen Maßnahmen, wie zum Beispiel einem Gesundheitstag unterstützen, mit welchem Sie ihre Mitarbeiter auf das Thema Gesundheit im Betrieb aufmerksam machen können.

Darüberhinaus können viele Krankenkassen Sie sehr gut bei Kursangeboten aus dem Bereich der gesetzlich geförderten Gesundheitspräventionsangebote nach § 20 SGB V unterstützen. Dies können Sie als Unternehmen gezielt einsetzen, um Präventionskurse für ihre Mitarbeiter sehr günstig anzubieten.

Trotz vieler Vorteile überwiegen in der Praxis häufig die Nachteile, welche eine Kooperation mit einer Krankenkasse nach sich zieht. Grundsätzlich ist hierbei das Geschäftsmodell einer Krankenkasse zu betrachten. Da die gesetzlichen Krankenkassen nach dem gesetzlichen Präventionsleitfaden dazu verpflichtet sind einen festen Betrag pro Versicherten in Personal und Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu investieren, besteht selbstverständlich ein hohes Interesse daran, diese Investitionen auch entsprechend wieder einzuspielen. Dies geschieht jedoch kaum durch eine verbesserte Gesundheitssituation Ihrer Mitarbeiter, da die durch Krankenkassen am häufigsten durchgeführten Maßnahmen zum größten Teil unwirksam sind, dieses Ziel zu erreichen.

Die Leistungen der Betrieblichen Gesundheitsprävention werden durch die Krankenkassen in Deutschland für Unternehmen häufig kostenfrei angeboten. Im ersten Moment mag dies für Personaler aufgrund der geringen Investitionshöhe attraktiv erscheinen, doch auch Sie wissen, dass ein kostenfreies Geschäftsmodell seine Grenzen hat. Die meisten Krankenkassen in Deutschland werden daher versuchen sich über den Weg kostenfreier Maßnahmen den Marktzugang zu der Belegschaft Ihres Unternehmen zu sichern und diese über Aktionsmaßnahmen, wie zum Beispiel Gesundheitstage, als Mitglieder für die eigene Krankenkasse zu akquirieren. Hierdurch können die Kosten solcher Aktionsmaßnahmen für die Krankenkassen schnell wieder eingespielt werden. Ihre Mitarbeiter haben in der Regel jedoch kein Interesse daran an ihrem Arbeitsplatz als Mitglieder für eine andere Krankenkasse geworben zu werden. Sie sollten als Unternehmen Ihre Belegschaft nicht als Werbeplattform für Fremdfirmen zur Verfügung stellen.

Zusätzlich werden Ihnen durch einige Krankenkassen im weiteren Verlauf einer Beratung zum Teil scheinbar unabhängige Umsetzungsdienstleister empfohlen, welche in Wirklichkeit jedoch Tochtergesellschaften oder Beteiligungsgesellschaften der Krankenkassen sind.

Desweiteren basieren alle durch die Krankenkassen angebotenen Maßnahmen immer auf der Grundlage des „Leitfadens Prävention: Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§ 20, 20a und 20b SGB V“. Hierbei werden gesundheitliche Themen behandelt, welche zwar die Bevölkerung in Deutschland im Allgemeinen betreffen, wie zum Beispiel allgemein auftretende Zivilisationserkrankungen, jedoch stimmen diese Themen in der Praxis nur selten mit den echten Herausforderungen ihres Unternehmens überein.

In der Praxis werden daher in Projekten häufig nicht die Ziele Ihres Unternehmens, sondern der Krankenkasse verfolgt. Dies bringt Sie auf dem Weg zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Gesundheitsmanagement nicht weiter. Zusätzlich vergeuden sie unnötig zeitliche Ressourcen für die Organisation von Maßnahmen, sowie einer etwaigen Teilnahme ihrer Mitarbeiter an Maßnahmen.

Bei ernsthafter Betrachtung zeigt sich schnell, dass Unternehmen welche sich konkrete Ziele zur Optimierung ihrer Personalsituation setzen, wie zum Beispiel eine Senkung des Krankenstandes, eine Reduktion von Langzeiterkrankungen oder die Senkung von Lohnfortzahlungskosten, diese nicht mit Gesundheitstagen oder der Durchführung von Rückenschulkursen erreichen werden.



Betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich

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Das Entwicklungspotenzial im BGF sowie der Arbeitsschutz ist in den meisten Unternehmen nach wie vor beträchtlich. Um Unternehmen zu überzeugen, sind messbare Kennzahlen erforderlich, um sicherzustellen, dass sich Investitionen in arbeitsmedizinische Maßnahmen sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich rentieren.

Seit 2003 überwacht die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) die empirische Literatur, ob sich diese Finanzierung positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Im Jahr 2014 wurde eine solche Sammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum dritten Mal veröffentlicht.

Anhand von 2.400 Studien konnte in der Literaturrecherche beispielsweise die Verringerung des Krankenstands aufgrund der betrieblichen Gesundheitsförderung nachgewiesen werden. Konkret bedeutet dies, dass Daten aus mehr als 2.400 Studien (iga.report 28) zeigen, dass krankheitsbedingte Fehlzeiten um durchschnittlich ein Viertel zurückgehen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis (https://www.iga-info.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/wirksamkeit-bgf/) ist äußerst positiv: Mit jedem investierten Euro kann das Ergebnis um 2,70 Euro reduziert werden. Die Investitionen in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zeigten ebenfalls ein vergleichbares Ergebnis und zeigten ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Mitarbeiter sind auch Profiteure. Eine große Anzahl der Studien zeigt eine Verbesserung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Besonders ein abwechslungsreiches Gesundheitsprogramm mit unterschiedlichen Maßnahmen zeigt einen besonders hohen Nutzen. Sei es, um die Mitarbeiter bei Verhaltensänderungen zu unterstützen oder eine gesunde Umgebung zu schaffen. Insbesondere bei der Prävention von psychischen Erkrankungen oder Raucherentwöhnungen wurden die Vorteile deutlich.

Quelle: Pieper, C. & Schröer, S. (2015): iga.Report 28. Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Prävention