Verhalten im Notfall und im Kontakt mit Ärzten

Was tun, wenn es ernst wird? – Schritt für Schritt richtig handeln

In einem medizinischen Notfall zählt jede Minute. Aber nicht jeder Vorfall ist ein Notfall – und manchmal ist man unsicher, welche Hilfe gerade die richtige ist. Dieser Artikel zeigt Ihnen klar und verständlich, was Sie in welchem Fall tun müssen. Er hilft Ihnen, im Ernstfall richtig zu handeln, Ruhe zu bewahren und die passende Hilfe zu finden.

🚨 1. Notfall erkannt – Was tun?

„Wenn jede Minute zählt: Sofort 112!“

🔎 Woran erkenne ich einen medizinischen Notfall?

Ein Notfall liegt vor, wenn akute Lebensgefahr besteht oder ein Zustand so ernst ist, dass sofortige medizinische Hilfe notwendig ist, um bleibende Schäden oder den Tod zu verhindern. Typische Anzeichen sind:

  • Bewusstlosigkeit – reagiert die Person nicht mehr auf Ansprache oder Berührung?

  • Atemnot oder keine Atmung – keuchende oder aussetzende Atmung

  • Starke Brustschmerzen – besonders wenn sie in den linken Arm, Rücken oder Kiefer ausstrahlen

  • Lähmungserscheinungen – plötzlich herabhängender Mundwinkel, Sprachstörungen

  • Schwere Blutungen – die sich nicht stillen lassen

  • Krämpfe (z. B. epileptischer Anfall)

  • Verletzungen durch Unfälle mit Bewusstseinsstörung, starkem Blutverlust oder Knochenbrüchen

📞 Was ist zu tun?

  1. Ruhe bewahren – atmen Sie tief durch. Sie helfen am besten, wenn Sie einen klaren Kopf bewahren.

  2. Rettungsdienst rufen: 112 – bundesweit kostenfrei, vom Festnetz und Mobiltelefon.

    • Sagen Sie klar: „Ich brauche einen Rettungswagen.“

    • Nennen Sie:

      • Wo ist es passiert? (Adresse, Stockwerk, besondere Hinweise)

      • Was ist passiert?

      • Wie viele Personen sind betroffen?

      • Welche Verletzungen/Symptome?

      • Warten Sie Rückfragen ab! Legen Sie nicht auf, bevor die Leitstelle das Gespräch beendet hat.

  3. Erste Hilfe leisten, wenn möglich:

    • Bewusstsein prüfen: Ansprechen – Schütteln – Reagiert die Person?

    • Keine Reaktion + keine Atmung: Sofort Herzdruckmassage beginnen! (ca. 100–120 Mal pro Minute drücken in der Mitte des Brustkorbs, 5–6 cm tief)

    • Bei Bewusstsein: Beistehen, beruhigen, nicht allein lassen, ggf. stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit ohne Atemstillstand

  4. Andere Personen einbinden:

    • Kollegen oder Passanten zur Hilfe holen

    • Eine Person an den Eingang schicken, um die Rettungskräfte einzuweisen

⛑️ Wichtig: Lieber einmal zu viel die 112 wählen als einmal zu wenig. Auch wenn Sie sich nicht sicher sind – die Notrufzentrale entscheidet, was zu tun ist.

🩺 2. Kein Notfall, aber dringlich?

„Bei akuten Beschwerden gut versorgt – auch ohne Notaufnahme“

Nicht jede Erkrankung ist ein Notfall, aber es gibt viele Situationen, in denen eine dringende medizinische Behandlungnotwendig ist – besonders außerhalb der regulären Praxiszeiten (z. B. nachts oder am Wochenende).

🧾 Typische Beispiele:

  • Hohes Fieber über mehrere Stunden

  • Schmerzhafte Blasen- oder Mittelohrentzündungen

  • Starke Zahnschmerzen oder Entzündungen

  • Starke Magen-Darm-Beschwerden

  • Grippale Infekte mit starkem Krankheitsgefühl

  • Schwellungen, allergische Reaktionen ohne Atemnot

☎️ Was tun?

Rufen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 an – kostenlos, rund um die Uhr erreichbar.
Hier wird entschieden, ob Sie:

  • Eine Notfallpraxis in Ihrer Nähe aufsuchen sollen

  • Ein Bereitschaftsarzt zu Ihnen nach Hause kommt

  • Eine sofortige Behandlung im Krankenhaus notwendig ist

💡 Wichtig: Die 116 117 ist nicht für lebensbedrohliche Notfälle gedacht – dafür gilt immer die 112!

🏥 3. Die richtige Anlaufstelle im Alltag

„Hausärzt:innen zuerst – diese kennen Sie!“

Bei Beschwerden, die nicht akut oder lebensbedrohlich sind, ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt die wichtigste Anlaufstelle. Sie bieten nicht nur Behandlung, sondern auch langfristige Begleitung.

🧩 Typische Anliegen:

  • Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen

  • Magenprobleme, Hautausschläge, leichte Infekte

  • Vorsorgeuntersuchungen, Impfberatung

  • Fragen zu Medikamenten oder Therapieentscheidungen

  • Überweisungen zu Fachärzt:innen oder in Kliniken

🩺 Warum der Hausarzt wichtig ist:

  • Er kennt Ihre Vorgeschichte und aktuelle Befunde

  • Sie vermeiden unnötige Doppeluntersuchungen

  • Die Behandlung ist abgestimmt – auch bei mehreren Erkrankungen

  • Sie erhalten gezielte Überweisungen zu Fachärzt:innen

👨‍⚕️ Tipp: Auch bei psychischen Beschwerden oder Unsicherheit: Der Hausarzt ist eine gute erste Adresse.

⚖️ 4. Ihre Rechte im Notfall

„Auch unter Stress – Sie haben Rechte!“

Auch im Notfall haben Sie als Patientin oder Patient klare Rechte. Diese gelten unabhängig davon, wie stressig oder dramatisch die Situation ist.

🛡️ Ihre wichtigsten Rechte:

  • 🕒 Recht auf schnelle Hilfe – niemand darf abgewiesen oder vertröstet werden, wenn akute Beschwerden vorliegen

  • 💬 Recht auf Aufklärung – Sie müssen über Diagnose, Behandlung, Risiken und Alternativen in verständlicher Sprache informiert werden

  • 🤝 Recht auf respektvollen Umgang – auch in hektischen Notaufnahmen gilt: Sie verdienen Würde und Empathie

  • Recht auf Nachfragen – Sie dürfen und sollen Fragen stellen, bis Sie alles verstanden haben

💡 Wichtig: Machen Sie sich Notizen oder bitten Sie eine Begleitperson, mitzuhören. In aufgeregten Situationen geht sonst vieles unter.

📝 5. Vor dem Arzttermin – gut vorbereitet

Gute Vorbereitung hilft dabei, das Arztgespräch effektiv zu nutzen. So vermeiden Sie Missverständnisse und können schneller gezielt behandelt werden.

✅ Checkliste vor dem Termin:

  • 📌 Welche Beschwerden habe ich? (Seit wann? Wie häufig? Wie stark?)

  • 📌 Was verschlimmert oder verbessert meine Beschwerden?

  • 📌 Welche Medikamente nehme ich ein? (auch frei verkäufliche Mittel, Nahrungsergänzung!)

  • 📌 Welche Vorerkrankungen oder Operationen habe ich?

  • 📌 Welche Fragen möchte ich stellen?

💼 Tipp: Notieren Sie sich alles auf einem Zettel oder in einer App – so vergessen Sie nichts im Gespräch.

💬 6. Im Gespräch – verständlich erklären lassen

So bekommen Sie die Informationen, die Sie brauchen:

  • 🔄 Nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstehen – auch bei medizinischen Fachbegriffen

  • 🧾 Erklären lassen, wie eine Untersuchung oder Therapie abläuft – und was das Ziel ist

  • 📄 Nach schriftlichen Informationen oder Merkblättern fragen, wenn es viele Informationen sind

  • 🧍‍♀️ Begleitperson mitnehmen, wenn Sie unsicher sind – vier Ohren hören mehr als zwei

⏳ 7. Nicht „abwimmeln“ lassen – bleiben Sie im Gespräch

Manche Arzttermine sind zeitlich knapp – aber das bedeutet nicht, dass Ihre Fragen weniger wichtig sind.

So setzen Sie sich durch – freundlich, aber klar:

„Ich habe noch zwei Fragen, bitte nehmen Sie sich noch kurz Zeit.“
„Ich möchte das gern noch verstehen, bevor ich gehe.“
„Ich bin mir noch unsicher, können Sie mir das bitte nochmal anders erklären?“

🧠 Wichtig: Ihre Gesundheit geht vor. Wenn etwas unklar bleibt, sagen Sie es.