
„Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)“
Wenn der Arzt Leistungen anbietet, die nicht von der Kasse bezahlt werden
Viele Patient:innen erleben es: Nach einer Untersuchung empfiehlt der Arzt eine zusätzliche Leistung – zum Beispiel einen Ultraschall, ein Hautkrebs-Screening oder eine spezielle Labordiagnostik. Doch dann kommt der Hinweis: „Das übernimmt Ihre Krankenkasse nicht – Sie müssten die Kosten selbst tragen.“
Solche Angebote heißen Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Sie können sinnvoll sein, müssen aber kritisch geprüft werden. Dieser Artikel erklärt, was IGeL-Leistungen sind, wann sie sinnvoll sein können und wie Sie als Patient:in selbstbestimmt entscheiden.
Was sind IGeL-Leistungen?
IGeL sind medizinische Leistungen, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten sind.
Sie werden vom Arzt oder der Ärztin zusätzlich angeboten und müssen privat bezahlt werden.
Beispiele: Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung, Augeninnendruckmessung zur Glaukomvorsorge, Blutuntersuchungen außerhalb der Routine.
👉 Wichtig: Sie müssen diese Leistungen nicht annehmen – es handelt sich um freiwillige Angebote.
Warum gibt es IGeL-Leistungen?
Manche Leistungen sind medizinisch sinnvoll, wurden aber (noch) nicht in den Pflichtkatalog der Krankenkassen aufgenommen.
Ärzte bieten zusätzliche Untersuchungen oder Behandlungen an, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden können.
Gleichzeitig gibt es Kritik: Nicht alle IGeL sind medizinisch notwendig, manche bringen vor allem Einnahmen für die Praxis.
Ihre Rechte bei IGeL-Leistungen
Transparenz: Sie müssen vorab schriftlich über die Kosten informiert werden (Kostenvoranschlag).
Aufklärung: Arzt oder Ärztin muss Nutzen, Risiken und mögliche Alternativen erläutern.
Freiwilligkeit: Niemand darf Sie unter Druck setzen. Ablehnung darf keine Nachteile haben.
Rechnung: Nach der Behandlung erhalten Sie eine nachvollziehbare Rechnung, die sich an der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) orientiert.
👉 Sie entscheiden – und zwar in Ruhe und ohne Druck.
Praxisbeispiele
Fall 1 – Augeninnendruckmessung: Herr K. wird beim Augenarzt eine Untersuchung auf Glaukom (Grüner Star) angeboten. Er erfährt, dass es sich um eine IGeL handelt. Da er familiär vorbelastet ist, entscheidet er sich bewusst dafür.
Fall 2 – Ultraschall der Eierstöcke: Frau L. bekommt diese Untersuchung zur Krebsfrüherkennung vorgeschlagen. Sie informiert sich im IGeL-Monitor und erfährt, dass der Nutzen wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist. Sie lehnt ab – ohne Nachteile.
Fall 3 – Blutanalyse: Ein Patient möchte aus Eigeninteresse bestimmte Laborwerte kennen (z. B. Vitamin D). Er weiß, dass er die Kosten selbst tragen muss, und nutzt die Werte als Grundlage für seine Gesundheitsentscheidungen.
Wie Sie IGeL-Leistungen prüfen können
1. Nutzen & Risiken hinterfragen
Fragen Sie:
Was bringt mir die Untersuchung oder Behandlung konkret?
Welche Risiken oder Nebenwirkungen gibt es?
Gibt es Alternativen, die von der Kasse übernommen werden?
2. Kosten prüfen
Lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag geben.
Prüfen Sie, ob eine private Zusatzversicherung die Kosten übernimmt.
3. Informationsquellen nutzen
IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de): Unabhängige Bewertung durch den Medizinischen Dienst Bund.
Verbraucherzentralen: Bieten Broschüren und Beratungen.
Infobox: Beispiele für häufig angebotene IGeL
✅ Augeninnendruckmessung zur Glaukomvorsorge
✅ Ultraschalluntersuchungen (Schilddrüse, Eierstöcke)
✅ Bluttests (z. B. Vitamin-D-Bestimmung)
✅ Hautkrebs-Screening unter 35 Jahren
✅ Reisemedizinische Impfungen
Häufige Fragen
„Muss ich eine IGeL-Leistung annehmen?“
→ Nein, sie ist freiwillig. Sie können frei entscheiden.„Darf der Arzt mich ablehnen, wenn ich Nein sage?“
→ Nein, die reguläre Versorgung darf nicht verweigert werden.„Kann ich mich vorher informieren?“
→ Ja, über den IGeL-Monitor oder unabhängige Beratungsstellen.„Übernimmt meine Zusatzversicherung die Kosten?“
→ Manche Zusatzversicherungen zahlen bestimmte IGeL. Am besten vorher nachfragen.
Erfolgsfaktoren – so gelingt die Entscheidung
Zeit nehmen: Nicht sofort entscheiden, sondern Bedenkzeit nutzen.
Fragen stellen: Lassen Sie sich Nutzen, Risiken und Alternativen erklären.
Schriftliche Infos einfordern: Kostenvoranschlag, Informationsblatt.
Unabhängige Infos prüfen: z. B. IGeL-Monitor.
Selbstbewusst auftreten: Sie haben die Wahl.
Fazit: Ihre Entscheidung zählt
IGeL-Leistungen können sinnvoll sein – müssen es aber nicht. Entscheidend ist, dass Sie informiert und selbstbestimmt entscheiden.
Ihre Gesundheit liegt in Ihrer Hand. Nutzen Sie unabhängige Informationen, lassen Sie sich gut beraten – und treffen Sie die Entscheidung, die zu Ihnen passt.